Smechowski

Das neue Buch von Emilia Smechowski polarisiert. Es ist zum einen ein spannender Bericht aus dem heutigen Polen, wird aber auch wegen einiger Ungenauigkeiten kritisiert. Peter Oliver Loew findet Fehler, Halbwahrheiten und schlechte Recherche (siehe DIALOGFORUM) – andere sind begeistert.

Wer sich selbst ein Bild machen mag, hat dazu in Berlin Gelegenheit: Am 28.9.2019 in der Buchhandlung Buchbund. In der Sanderstr. 8, 12047 Berlin (Telefon: +49 (0) 30 61 67 12 20, E-Mail: info@buchbund.de). Mehr zu diesem Termin und zwei weiteren interessantenen Veranstaltung beim Buchbund folgen.

27.09.2019 | 19:00 Uhr | Polnisch & Deutsch | Eintritt frei

Tomasz Żukowski „Die große Retusche“

„Die große Retusche: Wie wir vergaßen, dass Polen Juden töteten.“ Wielka Litera Verlag, Warschau 2018

Tiefe und mehrstufige Studie über die Einstellung der Polen zum Holocaust.

„Theoretisch sollten wir es wissen, aber wir wissen immer noch nicht, was mit den Juden während des Krieges passiert ist und was der Anteil der Polen daran war. Daten wurden gesammelt und analysiert, aber gleichzeitig entstand eine seltsame Fähigkeit, nicht zu bemerken, was wir über uns selbst gelernt haben. Der Kern des Problems ist immer noch in Schweigen gehüllt.“

Anhand von bekannten Filmen und Büchern der Nachkriegszeit zeigt Tomasz Żukowski auf, wie Mythen entstehen. 

Tomasz Żukowski ist Literaturhistoriker, arbeitet im Institut für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften PAN in Warschau. Verfasser von vielen Publikationen zum Bild des Juden und dessen Rolle beim Definieren der polnischen Identität. 

Mit Tomasz Żukowski spricht Ula Ptak.

Eintritt frei.

Das Gespräch findet auf Polnisch statt und wird simultan ins Deutsche übersetzt. 

Anmeldung: info@buchbund.de

Veranstaltungsreihe : Politisch, Mitte 21
Organisation: Mitte21, Urszula Ptak

28.09.2019 | 19:00 Uhr | Eintritt: 5 €

Smechowski / Schulz / Polen

„Lange glaubten wir im Westen: Polen ist frei und demokratisch, ein junges europäisches Land im Start-up-Modus. Dann wählte die Mehrheit rechtskonservativ – und unser Bild zerbrach. Für Emilia Smechowski ist Polen Heimat – eine Heimat, die sie als Kind verließ und in die sie nun zurückkehrt, um dort zu leben, als Bürgerin des Landes. Sie beschreibt eine zerrissene Nation: Der Riss geht durch die Familien, er ist präsent, wenn beim Sonntagsessen über Politik gestritten oder geschwiegen wird. Smechowski erzählt vom Alltag voller Widersprüche, sie spricht mit Politikern wie Bauern, um zu verstehen: Was ist seit 1989 passiert, dass so viele Menschen nicht mehr an den Wert der Freiheit glauben?“

Mit Emilia Smechowski spricht der taz-Reporter Daniel Schulz.

Emilia Smechowski, 1983 in Polen geboren, floh mit ihrer Familie 1988 nach Westberlin. Sie arbeitet als freie Autorin und Reporterin, u. a. für Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Für ihre Reportagen wurde sie vielfach preisgekrönt, u. a. mit dem Deutschen Reporterpreis. 2017 erschien von ihr Buch Wir Strebermigranten. Nach einem Jahr in Danzig lebt sie nun wieder in Berlin.

Daniel Schulz (39), leitet zusammen mit Sabine Seifert das Ressort Reportage und Recherche in der taz. Sein Text „Wir waren wie Brüder“ wurde 2018 mit dem Reporterpreis ausgezeichnet. Er schreibt vor allem über die Ukraine, Ostdeutschland und Rechtsextremismus.

30.09.2019 | 19:00 Uhr | Eintritt: 4 €

Profousová / Faktor / Stroińska

Einmal Deutsch und zurück!

Lange Zeit galt beim Übersetzen die Faustregel, nur in die Muttersprache zu übersetzen. Inzwischen gibt es nicht nur viele Autoren, die deutsch schreiben, obwohl das Deutsche nicht ihre Muttersprache ist, sondern auch eine Reihe von Übersetzern, die Literatur aus ihrer Muttersprache übertragen und nicht umgekehrt. Wie geht man vor, wenn die Sprache, in der man schreibt, erst gezähmt werden muss? Zu welchen Methoden greift man, gibt es Hilfsmittel? Und entstehen auf diesem Weg neue Spielräume im Deutschen, die auch Übersetzer ins „eigene“ Deutsch entdecken und nutzen können?

Der Übersetzer und Autor Jan Faktor und die Übersetzerin Eva Profousová über das Schreiben abseits ihrer Muttersprache

Moderation: Dorota Stroińska

Jan Faktor (geb. 1951 in Prag) zog 1978 nach Ostberlin. Fernstudium Datenverarbeitung. Arbeit als Kindergärtner und Schlosser. Experimenteller Dichter, Schriftsteller (Alfred-Döblin-Preis 2005, Candide Preis 2010, Italo-Svevo-Preis 2018, sein Roman „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag“ wurde 2010 für den Leipziger Buchpreis und den Deutschen Buchpreis nominiert), gemeinsam mit seiner Frau Annette Simon hat er Gedichte von Ivan Blatný ins Deutsche übertragen.

Eva Profousová (geb. 1963 in Prag) verließ 1983 die Tschechoslowakei. Sie hat in Hamburg und Glasgow Slawistik und Osteuropäische Geschichte studiert und übersetzt seit etwa zwanzig Jahren zeitgenössische tschechische Literatur ins Deutsche (u.a. Jáchym Topol, Jaroslav Rudiš, Kateřina Tučková). Für die Übertragung von Radka Denemarkovás „Ein herrlicher Flecken Erde“ gemeinsam mit der Autorin mit dem 1. Usedomer Literaturpreis (2011) und dem Georg Dehio-Buchpreis (2012) ausgezeichnet.

Dorota Stroińska (geb. 1965 in Poznań, Polen) lebt seit 1986 in Berlin. Sie studierte Germanistik und Slawistik in Poznań, Berlin und New York. Seit 1994 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Deutschen ins Polnische (u.a. Karl Jaspers, Rüdiger Safranski, Lutz Seiler, Christian Kracht, Sibylle Lewitscharoff, Ilse Aichinger). Ausgezeichnet mit dem Übersetzerpreis des polnischen Übersetzerverbandes (1998). Finalistin des Mitteleuropäischen Literaturpreises ANGELUS (2018).

Eine Veranstaltung der Weltlesebühne in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung buch|bund. Gefördert von TOLEDO – ein Programm der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Übersetzerfonds.

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